Der Dauerwald
Der Dauerwald – forstwirtschaftliches Handeln im Klimawandel
Die naturnahe Waldbewirtschaftung nach den Dauerwaldprinzipien setzt auf möglichst kleinflächige forstliche Maßnahmen zur Sicherung ökosystemarer Leistungen des Waldes und zur Wertholzproduktion durch die Entnahme einzelner starker Bäume oder Kleingruppen.
Ziel ist ein standortgerechter, vielgestaltiger Mischwald bei dem alle Altersklassen (vom Sämling, über Jung- und Starkholz bis zum Methusalembaum) auf kleiner Fläche vorkommen. Dadurch beinhaltet der Wald einen dauerhaft hohen Holzvorrat, der in erster Linie durch Naturverjüngung einheimischer Baumarten erhalten wird. Durch die geringe Störungsintensität, bei dieser forstlich anspruchsvollen Bewirtschaftungsform, wird ein gesundes Waldökosystem entwickelt und alle überlebenswichtige Gemeinwohlleistungen des Waldes optimal erhalten und gefördert:
1. So würde unser Wald neben der gewinnbringenden Holzproduktion im großen Holzvorrat viel atmosphärischen Kohlenstoff einlagern und das Klima schützen. Er kann vermehrt Kohlenstoff aufnehmen. Sein Wertholz wird hauptsächlich zu langlebigen Produkten wie Möbel und Baukonstruktionsholz weiterverarbeitet. Ein Anteil des Einschlages würde dabei trotzdem für lokale Nutzer als Brennholz nutzbar bleiben.
2. Grundwasser- sowie Starkregenschutz werden durch ein geschlossenes Kronendach und einen gesunden, nicht durch Maschinen verdichteten schwammartige Waldboden maximiert.
Besonders bei Starkregenereignissen ist dies für die Grundwasserneubildung wichtig. Der vor Wind- und Sonneneinstrahlung geschützte Waldboden ist aufnahmefähiger und verdunstet zudem in Dürre- und Hitzeperioden weniger Wasser als Böden in stärker auf gelichteten oder kahlgeschlagenen Wäldern. Das ist auch in Neckargemünd wichtig, denn 80% des genutzten Wassers stammen aus eigenen Quellen! Jedes verlorene Prozent Wasserbereitstellung muss zugekauft werden oder speziell aufbereitet werden und kostet die Stadtkasse! Hier sind besonders alte Buchenwälder sehr wertvoll, da Sie die Grundwasserneubildung optimal fördern. Buchen gelten als die „Wasserkraftwerke“ des Waldes.
3. Der Strukturreichtum des vitalen Waldökosystems mit vielen alten, starken Bäumen und einem hohem Totholzanteil hilft erheblich dabei, die Biodiversität in unserer Region zu schützen. Z.B. ist die Grundwasserneubildung und das kühle, dauerhaft feuchte Waldinnenklima in alten Buchenwäldern für das Überleben des Feuersalamanders wichtig. Eine hohe Artenvielfalt ist zudem ein Indikator für eine starke Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen. Das heißt die Bäume in artenreichen Wäldern werden seltener krank, wachsen besser und sind auch im Verkauf wertvoller.
4. Natürlich und nicht zuletzt sind diese guten Bedingungen auch für einen erholsamen Waldspaziergang förderlich.
Mit unseren Vorschlägen zur Waldbewirtschaftung wollen wir von der Waldwende Neckargemünd gerade diese, für das Gemeinwohl so immens wichtigen ökosystemaren Leistungen in unserem Wald sichern und fördern.
Einen kurzen Überblick über die Gemeinwohlleistungen des Waldes gibt dieser 3-minütige Film der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR).
Auch für die Anpassung an den Klimawandel ist die Dauerwaldnutzung hervorragend geeignet. Dies zeigt unter anderem das „Projekt Dauerwald“ bei dem im Auftrag der Bundesregierung (BMEL) Flächen untersucht wurden, die seit 10-30 Jahren nach den beschriebenen Kriterien bewirtschaftet wurden.
Hier geht es zur Studie:
https://www.fnr.de/presse/pressemitteilungen/aktuelle-mitteilungen/aktuelle-nachricht/dauerwald-trotzt-dem-klimawandel
Die Waldbewirtschaftung in Neckargemünd folgte bislang anderen Prinzipien. Hier wurde in den letzten Jahrzehnten viel intensiver und großflächiger eingegriffen. In der Folge ist in Neckargemünd auf großen Flächen ein - in vielen Fällen - sehr junger „Altersklassenwald“ entstanden, der die meisten Gemeinwohlleistungen aktuell nur suboptimal erbringt.
Hier exemplarisch eine Abbildung zum Alerklassenwald aus dem Neckargemünder Wald (Grenzweg). Und weiter unten Abbildung eines „Dauerwaldes“ wie er an wenigen Stellen (auch Grenzweg allerdings im Eigentum der Pflege Schönau) auch noch zu finden ist.