Fragen an die Bürgermeister-Kandidaten
Bürgerinitiative Waldwende Neckargemünd | 21.04.24 |
Wahl des Bürgermeisters von Neckargemünd 12.05.2024
Fragen der Bürgerinitiative Waldwende Neckargemünd
Hintergrund
47 Prozent der Gemarkungsfläche von Neckargemünd sind Wald. Der Wald ist mit seinen gesamten Funktionen sehr wertvoll für die Stadt. Seit Jahren beobachten Bürger_innen wie „ihr“ Gemeindewald sich lichtet. Nicht beschädigte, sondern als „erntereif“ klassifizierte Bäume werden eingeschlagen. Der Holzvorrat ist erheblich unter den Durchschnitt in Baden-Württemberg gesunken. Der Totholzvorrat ist in großen Teilen zu gering, das Bild des Waldes ist durch die starken Fällungen der letzten Jahre auf großen Flächen „verspargelt“ und durch sehr junge Waldentwicklungsstadien gekennzeichnet. Die Böden werden immer wieder massiv befahren, die Schotterung der Waldwege ist fast durchgängig. Informationen zum Neckargemünder Wald mit Daten aus dem Forsteinrichtungswerk Neckargemünd haben wir in Erläuterungen zu unserem Positionspapier auf dieser Website eingestellt.
Die Initiative Waldwende Neckargemünd setzt sich für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Neckargemünder Waldes ein. Es geht darum, weitere massive Einschläge alter Buchen zu begrenzen oder ganz zu unterlassen. Damit sollen die weitere Auflichtung des Waldes, die daraus folgende Erwärmung des Waldinnenklimas und die Beeinträchtigung der Wasserretention verhindert werden. Auch fördert die Begrenzung von Einschlägen die Kühlfunktion des Waldes. Die Zerstörung des Waldbodens durch Befahrung mit schwerem Gerät sollte zukünftig möglichst ganz vermieden werden.
Es sollte wieder ein altersgemischter Wald entstehen können, in dem alte und sehr alte Bäume stehen bleiben dürfen. Holz-sowie Totholzvorrat sollen wieder anwachsen können zur Förderung des Artenschutzes, der Kohlenstoffspeicherung und der Resilienz des Waldes gegen Klimaschäden.
Vor diesem Hintergrund bat die Waldwende Neckargemünd die Bürgermeisterkandidaten um die Beantwortung folgender Fragen:
1. Das Forsteinrichtungswerk (FEW) ist ein Zehnjahresplan, in dem die Kommune Ziele für die Waldbehandlung festlegt und Methoden der Umsetzung. Der aktuelle Zehnjahresplan für Neckargemünd läuft 2025 aus, wurde allerdings um ein Jahr, also bis Ende 2026 verlängert.
Vor der Entwicklung des neuen FEWs für den Zeitraum 2027-2036 muss eine Waldinventur erfolgen, bei der u.a. Daten zum Holzvorrat, dem Bestandsalter und -zustand sowie auch zu ökologische Kriterien wie Totholzvorrat und Nachhaltigkeit ermittelt werden. Diese Daten dienen dann als Planungsgrundlage für das neue FEW. Die Inventur kann unterschiedliche Genauigkeit und damit Aussagekraft haben und von unterschiedlichen Dienstleistern durchgeführt werden. Die Beauftragung der Inventur wie auch der Entwicklung des FEWs erfolgt durch den Gemeinderat. Diese Waldinventur muss voraussichtlich im kommenden Jahr durchgeführt werden.
Aus Sicht der Waldwende Neckargemünd wäre es sehr hilfreich für die Transparenz und eine vertrauensvolle Kommunikation mit dem Bürgermeister bzw. den Räten und Rätinnen, wenn schon die Form und Beauftragung für diese Inventur unter Einbezug von ökologischen Experten und interessierten Bürger- und Bürgerinnen erfolgen kann. Entscheidend für ein optimales kommunales Forstmanagement zum Erhalt der vielfältigen Waldfunktionen ist zudem eine klare Zielvorstellung in Form eines Leitbildes für den Neckargemünder Wald. Engagierte Bürger_innen möchten sich an der Beauftragung für die Inventur, der Leitbild- und Zielformulierungen für den Stadtwald und dem Monitoring der Umsetzung beteiligen.
Frage: Werden Sie die Bildung eines Waldbeirates unterstützen, in dem Mitglieder der Verwaltung, Naturschutzverbände, interessierte Gemeinderatsvertreter_innen, Experten und Expertinnen der Ökologie und Forstwirtschaft zusammen mit Mitgliedern der Bürgerinitiative Waldwende hinsichtlich der Etablierung von Zielen und Strategien für die Waldbehandlung zusammenwirken?
2. Wald im Allgemeinen und so auch der Neckargemünder Gemeindewald kann in Zeiten des menschengemachten Klimawandels einen wertvollen Beitrag leisten bei der Bindung von CO2, als Wasserspeicher und zur Abkühlung. Neben diesen ökosystemaren Dienstleistungen spielt Wald auch eine wichtige Rolle für den Erhalt der Biodiversität. Nicht nur in Neckargemünd, sondern auch bundesweit gibt es Diskurse, die einen beginnenden Paradigmenwechsel der Waldbehandlung im Kontext des Klimawandels anzeigen.
Frage: Welche Bedeutung haben diese neuen Sichtweisen und wissenschaftlichen Vorschläge zur Waldbehandlung für Sie?
3. Die Waldwende Neckargemünd schlägt eine Zertifizierung nach FSC gefolgt von einer Naturland-Zertifizierung vor, um u.a. externe Vor-Ort-Begehungen zu befördern.
Frage: Wie stehen Sie generell zu externen Audits und welche Zertifizierungsmaßnahmen würden Sie unterstützen?
4. Holzproduktion, Erholungsfunktion, Förderung der Ökosystemleistungen des Waldes sind einige dem Wald zugeordnete Funktionen. Einige Ziele können im Konflikt miteinander stehen.
Frage: Wie würden Sie die drei genannten Ziele in eine priorisierte Reihenfolge bringen?
Wir übermitteln die Antworten der beiden Kandidaten für die Stichwahl in der Reihenfolge ihrer Listung auf dem Wahlzettel. Wir haben wenige rein redaktionelle Änderungen vorgenommen.